Meine Modellbahn-Lehrjahre

Viel angefangen - wenig vollende

Seit meiner Kindheit beschäftige ich mich mit der großen Eisenbahn und deren Darstellung im Modell. Etwa mit sechs oder sieben Jahren muss ich meine erste richtige Modellbahn zu Weihnachten bekommen haben. Mein Vater hat mir damals sofort eine fest installierte Anlage gebaut. Natürlich war es eine Märklin-Bahn, die damals sogar im Fernsehen während der Adventszeit unter dem Motto „Der Wunsch ist klar bei Groß und Klein, die Marke Märklin muss es sein“ geworben wurde. Der größte Spielzeugladen in meiner Heimatstadt Löhne, er lag an dem Weg von unserer Wohnung zu meiner Oma, hatte selbstverständlich jedes Jahr zu Weihnachten eine Modellbahn im Fenster aufgebaut, deren Züge man durch einen Magnetschalter, der durch eine Münze an der Scheibe zu betätigen war, fahren lassen konnte.

Meine erste Dampflok war die Baureihe 23. Schnell folgten eine V 200, die Tenderlokomotive der Baureihe 80 und ein roter Schienenbus. Damals verdienten sich die Kinder noch ihr erstes Geld beim Kartoffeln aufsuchen auf den Feldern der Löhner Bauern. Von meinem ersten selbst verdienten Geld, habe ich mir einen blauen 1. Klasse D-Zug-Wagen gekauft.

 

Mein erster D-Zug-Wagen von Märklin, den ich auf dem Dachboden meines Elternhauses noch gefunden habe.

 

D-Zug-Wagen von Märklin

 

 

 

Danach sparte ich eifrig auf einen roten Speisewagen und einen grünen Gepäckwagen. Ich war sehr stolz auf meinen ersten „kompletten“ D-Zug. Auch andere Jungen in meiner Klasse - ich glaube, es waren nahezu alle - hatten damals Modellbahnen. So spielte ich bis zur fünften Klasse oft mit meinem Klassenkameraden aus der Nachbarschaft, dessen Vater für damalige Verhältnisse viel Geld verdiente. Joachim hatte auch eine vom Vater gebaute größere Modellanlage mit einem gewaltigen Gebirge aus Mullbinden und Gips. Eine Dampflok der Baureihe 01 mit eingebautem Dampferzeuger fuhr über die Anlage. Eine automatisch schließende Bahnschranke und die große Gitterbrücke von Märklin fehlten in der Modelllandschaft natürlich auch nicht. Meine Anlage war auch relativ groß und mit einer Gitterbrücke versehen, die mein Vater aus Sperrholz ausgesägt hatte.

 

Ein Hinweis noch zum Fernsehprogramm: Es gab eine Sendung, in der in mehreren Folgen eine Modellbahn von der Planung bis zur Fertigstellung entstand. Leider ist mir der Titel der Sendefolge nicht mehr bekannt.

 

Es gab dann eine längere Pause in Sachen Modellbahn. Mit 19 Jahren stand mir im Neubau meiner Eltern dann ein großer Kellerraum zur Verfügen. Dort entstand meine größte und auch letzte Märklin Modellbahn. Von der Anlage habe ich nur zwei Bilder gefunden, die leider weder qualitativ gut noch den Endausbau mit einem großen Viadukt zeigen.

 

Letzte Modellbahnanlage mit Märklin-Gleisen

 

 

 

Die Anlage war voll elektrifiziert. Es waren Dampf-, Diesel- und Elektrolokomotiven im Einsatz.

 

 

 

Wenn ich die Verkabelung und die alten Märklin-Stellpulte sehe, so lobe ich mir doch meine heutige Digitalanlage. Irgendwann habe ich die Anlage abgebaut und in Kartons verpackt eingelagert. Nur wenige Häuser und Ausstattungsgegenstände haben den Sprung auf die Rheinmodellbahn geschafft.

 

Die Anlage wurde im Laufe der Zeit gab es Erweiterungen und Umbauten, die besonders den hinteren Teil der Anlage betrafen. Es entstand ein großes Bergmassiv mit einem Schattenbahnhof, der über eine moderne Beton-Talbrücke zu erreichen war.

 

Letzte Ausbauphase mit Talbrücke und Stadterweiterung

 

 

Auf der linken Anlagenseite gab es eine Erweiterung der Stadt und ein kleines Bw mit Abstellmöglichkeiten von Zügen.

 

Erweiterung der Anlage auf der linken Seite

 

 

Modellbahn planen macht Spaß

 

Unzählige solcher Gleispläne habe ich gezeichnet, die in der Regel im Mülleimer gelandet sind. Nur wenige haben in den Modellbahnunterlagen überlebt. Von den ausgedachten Projekten ohne konkretes Vorbild mit vielen Gleisen, Tunneln und Brücken habe ich mich dann irgendwann verabschiedet.

 

Alter Modellbahnplan für eine klassische Platte

 

Beim nächsten Plan wird die Entwicklung zu einer realistischen Gleisführung schon deutlich.

 

 

Nach einer langen Modellbahn-Pause begann ich als Student ein neues Projekt. Eine Kleinanlage, passend zur Zimmergröße, die leider nicht wesentlich über die ersten Anfänge hinaus wuchs. Es sollte ein Anschlussgleis an ein Schotterwerk und ein Treibstofflager entstehen. Immerhin bewirkten die Aktivitäten einen Systemwechsel vom Dreileiter-Wechselstrom zum Zweileiter-Gleichstrom.

 

Zwei Vorstudien für die kleine Zimmeranlage

 

 

Das begonnene Projekt mit den ersten Zweileiter-Gleichstrom-Schienen, auf der eine umgebaute V 60 von Märklin lief. 

 

 

Während mein Interesse an der Kleinanlage sich langsam verlor, verfiel ich stattdessen dem Größenwahn und versuchte 1981 den Nachbau des Bahnhofs Brake bei Bielefeld in riesigen Dimensionen. Auch hier kam ich über die Anfänge nicht hinaus, da mir der nötige Platz zur Realisierung in meiner Studenten-Wohngemeinschaft natürlich fehlte. Immerhin hätte ich rund 10 Meter Bahnhofslänge gebraucht. Die einzelnen Segmente wollte ich in meinem kleinen Zimmer bauen und dann in mein Elternhaus bringen. Als ich erkannte, dass nur einen Modellanlage dort Sinn macht, wo sich das eigene Leben überwiegend abspielt, war das erste Modul zur Hälfte fertig. Das mühsam nach zahlreichen Fotos gebaute Bahnhofsgebäude steht oder stand auf der Anlage des Modelleisenbahn-Clubs in Bielefeld, dem ich für etwa ein Jahr aktiv angehörte. Aus der Zeit stammt mein erstes Modell einer BR 103. Sie trägt einen Werbe-Aufkleber für das Jubiläum „150 Jahre Deutsche Eisenbahn“, das in Nürnberg mit einer großen Ausstellung begangen wurde.

 

Meine erste 103 von Roco

 

 

Der Jubiläumsaufkleber an der BR 103

 

 

 

Wie viele Modellbahner sicherlich bestätigen werden, gehört die Planung einer Anlage zu einer der interessantesten Beschäftigungen. Nach den beiden Sackgassen ging es nach meinem Umzug in eine größere Wohnung in Bielefeld an ein neues Projekt. In den Jahren 86/87 entstand der Nachbau eines Streckenabschnitts der Höllentalbahn im Schwarzwald. Die Anlage bildete die Station Höllsteig, den Ravennaviadukt und die Strecke bis zum Finsterrank-Tunnel nach.

 

Als Vorlage für die Anlagenplanung diente mir das Buch von Bruno Ruff "Die Höllentalbahn". Die Planung hat sich dabei schon sehr stark am Original orientiert.

 

Plan der Höllentalbahn bei Höllsteig

 

 

Der zweite Planausschnitt zeigt die Strecke zwischen der Station Höllsteig und dem Finsterranktunnel. 

 

 

 

 

Die gesamte Strecke einschließlich eines großen Schattenbahnhofs war befahrbar. Lediglich ein Segment konnte auch landschaftlich komplett umgesetzt werden. Auf der Zeichnung ist rechts ein herausnehmbarer Rahmen zu sehen, der leicht abgenommen werden konnte, um durch die Tür in die Küche der Wohnung zu gelangen.

 

Ausgeführter Planungsabschnitt

 

Auch der Ravennaviadukt war komplett aus mit Mauerplatten beklebtem Sperrholzgerüst fertig. Auf der Skizze ist deutlich die enorme Steigung der Strecke zu erkennen.

 

Planung Ravennaviadukt

 

 

Als es an den Weiterbau der nächsten Landschaftselemente ging, musste ich aus meiner Mietwohnung ausziehen. Die Anlage wurde zerlegt und unvollständig im Keller meines Elternhauses aufgebaut. Als der Kellerraum einer anderen Nutzung zugeführt wurde, kamen die Segmente auf den Dachboden. 2010 erfolgte der Abbau aller brauchbaren Ausstattungsteile und die anschließende vollständige Demontage.

 

Wenn der Platz für eine größere Anlage einmal ausgereicht hätte, wäre eine Erweiterung der Anlage "Höllentalbahn" durch den Bahnhof Titisee interessant geworden. Unten ist ein Plan zu sehen, der sich stark an den mir vorliegenden Fotos, Karten und Gleisplänen orientierte.

 

Plan Bahnhof Titisee

 

 

Weiterführung der Strecke westlich vom Bahnhof Titisee

 

 

Unten ist die Gleisentwicklung nach dem Trennungsbahnhof zu sehen. Der obere Ast führt in der Realität über Neustadt (Schwarzwald) weiter nach Donaueschingen, während das untere Gleis über Feldberg-Bärental zum Schluchsee führt.

 

Plan Bahnhof Titisee mit Dreiseenbahn

 

 

Aus der Höllental-Zeit stammt noch zwei Lokomotivmodell von Roco bzw. Märklin. Eine Elektrolokomotive habe ich in Bielefeld bei „Moster“ für 99,00 DM erstanden. Die BR 144 075-9 sollte noch in eine echte Höllental-Steilstreckenlokomotive umgebaut werden. Dazu kam es leider nicht mehr.

 

Erste Roco-Lokomotive für die Höllentalbahn.

 

 

 

Einen Klassiker der Höllentalbahn habe ich laut meinen Unterlagen am 3.8.1987 gekauft. Erst mit der Aufnahme für Rheinmodellbahn ist mir bei der Dampflokomotive 85 007 aufgefallen, dass sie schon bei der BD Wuppertal im Bw Bestwig stationiert war. In Bestwig ist die Lokomotive aber nicht mehr zum Einsatz gekommen. Die Lok trägt das Untersuchungsdatum 20.5.59. Sie hat so mache Runde auf der alten Anlage gedreht und dabei den Ravennaviadukt passiert.

 

Die Dampflokomotive 85 007, die speziell für die Höllentalbahn beschafft wurde

 

 

 

Die nächste Wohnung in Bielefeld ließ keine Modelleisenbahn zu. Erst ein weiterer Umzug führte zur weitgehenden Realisierung einer Anlage. Selbstverständlich gingen auch dem nächsten Projekt umfangreiche Planungen voraus. Mein Interesse richtete sich bei immer mehr der linken Rheinstrecke zu. Eine Studie zeigt die Modellbahn-Umsetzung des Bahnhofs Boppard. Wie so oft, erwies sich das Vorhaben als viel zu groß für eine halbwegs realistische modellbahnerische Umsetzung.  

 

Planung für Bahnhof Boppard

 

 

Meine neue Wohnung bot die Möglichkeit, unter einer Dachschräge eine ca. drei Meter lange Schienenstrecke unterzubringen. Lange Zeit habe ich überlegt, welche Strecke ich auf begrenztem Raum naturgetreu nachbauen könnte. Dabei waren für mich folgende Auswahlkriterien wichtig:

 

1. Die Strecke sollte zwischen zwei Tunneln liegen.
2. Die Strecke sollte möglichst früh elektrifiziert worden sein.
3. Die Strecke sollte von möglichst vielen Zugarten befahren worden sein.

 

Nach langem Suchen auf Karten und in Atlanten fand ich schließlich ein geeignetes Stück:

 

Die linke Rheinstrecke in der Nähe der Loreley.

 

Dort befindet sich ein Stück Hauptstrecke zwischen dem Bett- und Kammerecktunnel mit einer Originallänge von ca. 400 Metern.

 

Die Rheinstrecke wurde schon relativ früh im Jahre 1958 elektrifiziert. Auf ihr fuhren und fahren sowohl alle Kategorien von Personen- als auch Güterzügen. Dazu kommt, dass hier immer die modernsten Züge der DB eingesetzt wurden und auch internationales Rollmaterial z.B. aus der Schweiz, Italien, Frankreich und Österreich gefahren werden kann.

 

Nachdem der Streckenabschnitt in meiner alten Wohnung in etwa dreijähriger Bauzeit weitgehend realisiert worden war, stellte sich mir nach meinem weiteren Umzug die Frage, ob durch das größere Platzangebot nicht eine Erweiterung der Anlage möglich sei.

 

Zunächst dachte ich an eine zweite Ebene mit dem Bahnhof „Oberwesel“, der an der gleichen Strecke wenige Kilometer stromaufwärts der Loreley liegt. Bei einer Besichtigung vor Ort wurde mir aber schnell klar, dass der Bahnhof sich nicht für meinen Raum eignete. Die Gleisanlagen hätten mindestens 8 bis 10 Meter Längenausdehnung benötigt.

 

Bei meinem Besuch am Rhein fiel mir dann bei der Rückfahrt das kleine Städtchen St. Goar auf. Dort befindet sich ein sehr kleiner Bahnhof direkt vor dem Tunnelportal des Banktunnels und nur ca. 3 Kilometer von meinem verwirklichten Streckenabschnitt entfernt.

 

Um mir ein genaues Bild vom Bahnhof zu machen, war auch in diesem Fall eine eingehende Ortsbesichtigung angesagt. Dabei stellte sich heraus, dass die Gleisanlage auf meine räumlichen Möglichkeiten umsetzbar war. Dazu kam die räumliche Nähe zum ersten Modellteil, der eine realistische Fahrstrecke zwischen den beiden Ebenen optimal zulässt.

 

Damit war der Startschuss für die Wiedergabe vom Bahnhof St. Goar gefallen.

 

Bahnhof St. Goar

 

 

Letzte Änderung auf dieser Seite am 19.02.2017.

 

 

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