Eskarpierung

Eskarpierung

Die Stadtbefestigung hinter dem Bahnhof St. Goar

 

Von der Burg Rheinfels zieht sich die Stadtbefestigung, auch Eskarpierung genannt, entlang der Felsen des rheinischen Schiefergebirges bis kurz vor das Nordportal des Banktunnels hin.

 

Als Eskarpe wird die innere Grabenwand einer Befestigungsanlage benannt. Gegenüber der Eskarpe auf der anderen Seite des Wehrgrabens liegt die Kontereskarpe. Ein Feind, der die Festung oder Stadt angreifen will, muss zunächst in den Graben steigen und dann zur Festung hin die Eskarpe ersteigen.

In St. Goar handelt es sich um eine sehr alte Befestigungsanlage, die zwischen 1205 und 1219 gebaut worden sein soll. Hier entstand zwischen Felswand und der Wehrmauer ein Graben. Bei meinem nächsten Besuch in St. Goar werde ich erkunden, ob an der Festung Rheinfels eine lehrbuchartige Befestigung mit Eskarpe und Kontereskarpe zu finden ist.

Hier ein Spaziergang an der Eskarpierung oberhalb des Bahnhofs entlang. Auf den folgenden Bildern, die überwiegend aus dem Jahr 2007 stammen, sind die Befestigungsanlagen weitgehend von der Natur erobert zu sehen. Die Eskarpierung wird zur Zeit Stück für Stück restauriert und dabei von Pflanzen und kleinen Bäumen befreit. Die gesamte Befestigungsanlage zieht sich vom Gründelbachtal über die Burg Rheinfels, den „Reusche Park“, über den „Eiserturm“ und das „Laternchen“ bis zur „Paste“, der letzten Befestigung vor dem Banktunnel hin. Von der „Paste“ verlief die Stadtmauer in Richtung Rhein.

Ferner befindet sich eine Befestigungsmauer an der Straße „Ulmenhof“,die oberhalb der linken Rheinstrecke verläuft. Dort sind zwei weitere Türme zu bewundern. In der Nähe der Einmündung zur Schloßstraße steht der „Kanzleiturm“.

Hier ein älteres Bild des Turms.

 

Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Touristen-Information St. Goar

Heute sieht der Turm so aus.

 

Etwas weiter südlich dann der „Heyen- oder Hexentrum“. Er wurde zu Wohnzwecken umgebaut. Vor der Restaurierung sah er aus, wie auf dem Bild unten. Damit hat er Ähnlichkeit mit den restaurierten Türmen in der Stadtmauer von Oberwesel.

 

Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Touristen-Information St. Goar

Aus dem Jahr 1995 ein Bild vom Hexenturm oberhalb der Stützmauer am Nordkopf des Bahnhof St. Goar nach dem Umbau.

 

Ein weiterer Turm stand noch weiter südlich zur Lohbach hin. Dieser Turm wurde nach der letzten Besitzer-Familie in der Bevölkerung als „Napp-Turm“ bezeichnet.

Im nächsten Bild geht es zunächst vom „Reusche Park“, der an die Familie Reusch erinnert, Richtung Lohbach. Die Reusches sind durch die Produktion von Kaffee-Ersatz reich geworden. In dem „Reusche Park“ sind die Ausläufer der Burgbefestigung schon restauriert und sichtbar gemacht worden.

 

Wir sind im Lohbachtal angekommen. Jetzt geht es weiter Richtung Banktunnel die Treppen hinauf, wo die letzten Befestigungsanlagen entdeckt werden wollen.

 

In dieser Ansicht ist das im Volksmund als „Eiserturm“ bekannten „Neuen Fort am Wackenberg“ zu sehen. Der ehemaliger Dechant Eiser hatte vor Jahren vor, den Turm auszubauen. Im Hintergrund ist hinter dem Eiserturm der steile Weg hinauf zum Ortteil Biebernheim zu sehen. Der so genannte „Kurze Pfad“ wurde durch Windwurf im Jahr 2010 stark beschädigt und soll neu angelegt werden.

Vor der Freilegung sah der Turm verwunschener aus.

Aus einem alten Stadtplan geht die Lage des „Neuen Fort am Wackenberg“ hervor. Deutlich ist die Befestigungslage mit den Mauern oberhalb der Stadt zu erkennen. Interessant ist auch der Verlauf des Lohbaches, der damals noch offen bis zum Rhein fließen konnte.

 

Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Touristen-Information St. Goar

Bevor der „Eiserturm“ erreicht wird, passiert der Wanderer den Lohbach, der sich auf dem Bild sehr harmlos zeigt. Bei Regenwetter kann dieser Bach allerdings sehr stark anschwellen und dann ist hier ein respektabler Wasserfall zu sehen. Der Lohbach hat schon Teile von St. Goar unter Wasser gesetzt.

 

Weiter geht es zum „Eiserturm“, der in alten Unterlagen auch als „Glockhaus“ bezeichnet wird. Der „Eiserturm“ ist inzwischen komplett vom Efeu befreit. Dadurch ist jetzt deutlich zu erkennen, dass der Turm aufgestockt wurde, um ihn für Wohnzwecke herzurichten. Der ehemalige Dechant von St. Goar, Karlwerner Eiser, hatte sich den Ausbau vorgenommen, dann aber nach ersten Bauarbeiten nicht weiter verfolgt. Neben dem „Eiserturm“ sind in den letzten Kriegstagen 1945 noch Bomben gefallen, die einen Teil der Befestigung zerstört haben.

Hinter dem Turm geht es weiter in Richtung Banktunnel. Gut zu sehen, dass Sprüher auch vor historischen Gemäuern keine Achtung haben.

 

Hier geht es an der Befestigungsmauer weiter. Dieser Weg war im Sommer nicht begehbar. Im Hintergrund ist ein Zaun zu sehen, der oberhalb einer weiteren Mauer steht.

 

So sieht die Befestigung von der andern Seite aus. Es bildet sich hier ein Graben zwischen Felswand auf der links Seite und der Mauer rechts.

Hier die Situation in Richtung Süden betrachtet.

 

Der Weg zwischen Mauer und Felswand führt zum Laternchen. Hier eine Ansicht des Wehrturms, das im April 1995 aufgenommen wurde.

 

Sehr gut vom Bahnsteig in St. Goar ist der Turm „Laternchen“ zu sehen. Hier mal eine Aufnahme, die einen Durchlass in der Mauer zeigt. Unten rechts ist ein Zaun zu erkennen, der erst nach der Jahrtausendwende zwischen der Eskarpierung und den Bahnanlagen errichtet wurde.

 

Am Ende der Wanderung würde der Endpunkt der Stadtbefestigung kurz vor dem Banktunnel erreicht. Bis dahin konnte ich bisher auf der Hangseite noch nicht vordringen. Zunächst ein Bild aus April 1997.

 

Mit etwas mehr Grünzeug der letzte Ausläufer der Eskarpierung Richtung Süden. Von hier aus ging vor dem Bahnbau die Stadtmauer Richtung Rhein hinunter. Der letzte Teil der westlichen Befestigung wird als „Paste“ bezeichnet.

 

Im Zuge der Restaurierungsarbeiten soll der gesamte Weg von der Burg Rheinfels bis zur „Paste“am Banktunnel wieder begehbar gemacht werden.

Ich bin froh, dass die historische Substanz der Eskarpierung durch die Restauration erhalten bleibt und St. Goar seine Geschichte begehbar macht. Bacharach und Oberwesel haben es ja schon vorgemacht.

Wie mir der Archivar der Stadt St. Goar, Herr Schwarz, vor einigen Jahren mitgeteilt hat, ist die Stadtbefestigung gut erforscht und sicherlich die erhaltenen Reste wissenschaftlich erfasst und vermessen worden. Besonders in den Akten des Bahnbaus sind Unterlagen zu den damals abgebrochenen Anlagen und Gebäuden dokumentiert.

Mich freut, hier die Bilder zeigen zu können, als die Stadtbefestigung noch fest in der Hand der Natur war. Auf der Rheinmodellbahn lebt dieser Zustand fort.

 

print nach oben