Stadtrundgang St. Goar

Eine Perle am Rhein

 

St. Goar ist ein reizvolles Rheinstädtchen im Bundesland Rheinland-Pfalz auf der linken Uferseite des großen Stromes. Die Stiftskirche ist im Stadtbild dominierend. Sie wurde 1440 erbaut.

Stiftskirche 

 

Gegenüber auf der rechten Flussseite liegt die Schwesternstadt St. Goarshausen, über der die Burg Katz weithin sichtbar auf einem Bergsporn auf ragt. Leider kann das alte Gemäuer nicht besichtigt werden.

St. Goarshausen mit Burg Katz 

 

Beide Schwesternstädte werden durch eine Auto-Fähre miteinander verbunden. Das erste Dampf-Fährboot lag schon 1868 für die Fahrt nach St. Goarshausen bereit.

Fähre zwischen St. Goar und St. Goarshausen 

 

In der Heerstraße der Kernstadt, durch die bis in die 50er Jahre der gesamte Verkehr lief, befindet sich heute zwischen Markt und der Straßeneinmündung "Schloßstraße" eine Fußgängerzone mit zahlreichen Geschäften. Eine Verbindung mit der Burg Rheinfels stellt der Burgexpress dar, der zwischen Markt und dem Parkplatz der gewaltigen Ruine pendelt.

Burgexpress in der Heerstraße (26. April 2011)

 
Solche Läden sind wohl den Touristen aus den USA und Asien geschuldet. Die Kuckucks-Uhr am Gebäude soll die größte der Welt sein.

Kuckucks-Uhren-Geschäft (26.April 2011)

 
 
 
 
Nur wenige Kilometer von St. Goarshausen flussaufwärts, befindet sich der berühmte Loreley-Felsens. 1932 wurde auf dem Plateau des Felsens mit dem Bau einer Freilichtbühne begonnen. 1934 widmeten die Nazis das Projekt in eine "Thingstätte" um. 1939 waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Bis 1976 wurden auf der Freilichtbühne Theaterklassiker aufgeführt. Seit 1976 treten dort auch verschiedenste Musikgruppen auf. Den Anfang machte die Gruppe Genesis.
 
Loreley
 
 

Der Loreley gegenüber befindet sich der mit "An der Loleley" bezeichnete Stadtteil von St. Goar, der besonders touristisch geprägt ist. Hier halten viele Busse an, um den Fahrgästen einen ausgiebigen Blick auf den Felsen zu ermöglichen. Außerdem befindet sich am Ufer ein großer Zeltplatz.

Ortsteil "An der Loreley" 

 

Eine Besonderheit stellen die letzten Aalschokker dar. Mit diesen Schiffen wird am Mitelrhein die letzte berufsmäßige Fischerei betrieben.

Aalschokker 

 

Kommen wir wieder zurück in die Kernstadt von St. Goar, in der sicherlich am längsten die Menschen gesiedelt haben. Das schöne Mittelrhein-Städtchen kann daher auf eine lange Geschichte zurück blicken. Schon die Römer könnten sich auf dem Uferstreifen sehr wahrscheinlich aufgehalten haben. Etwa um das Jahr 550 wählte sich ein Mann namens Goar den Platz aus, um eine christliche Herberge zu errichten. Der Mann wurde später der heilige Stankt Goar genannt. Sein Grab wurde zum Ziel von Wallfahrten.

Stiftskirche und Häuser der Kernstadt 

 

Heute steht über dem Grab des heiligen Sankt Goar, der übrigens von der Katholischen Kirche nicht heilig gesprochen wurde, die Stiftskirche mit ihrem markanten Turm. Eine Besichtigung der Stiftskirche mit der Krypta aus dem 9. Jahrhundert sollte zu jedem Besuch der Stadt dazu gehören. 

Innenansicht Stiftskirche

 
 

Natürlich haben im Rheinland auch die Katholiken eine Kirche gebaut, nachdem sie aus der Stiftskirche ausziehen mußten. 1892 entstand die heutige Kirche, in der die Grabplatte des heiligen Stankt Goar untergebracht ist. Die Altarbilder der Kirche sind sehr wertvoll und wurde 2010 aufwendig restauriert.

Katholische Kirche 

 

Eine moderne Abbildung des Namensgebers der Stadt ist neben der Pfarrkirche zu sehen.

Skulptur des heiligen St. Goar 

 

Eine andere Darstellung des Sankt Goar befindet sich direkt an der Pfarrkirche. Ich hoffe für den Mann, dass diese älteste Goar-Darstellung dem wahren Aussehen des Mannes näher gekommen ist.

Der heilige St. Goar an der Pfarrkirche 

 

Hier ein Teil der Rheinfront  von St. Goar direkt an der Bundesstraße 9. Typisch sind die schiefergedeckten Häuser. Im sehr schönen Fachwerkhaus ist das Hotel "Silberne Rose". Das Gebäude steht leer und wartet auf einen Käufer (Stand Oktober 2012). Die Apotheker Gasse rechts neben dem Hotel erinnert an seine frühere Nutzung. Im Hintergrund ist eine Teil der Stadtbefestigung zu sehen.

Hotel "Silberne Rose" 

 

Bei St. Goar wird der Rhein zwischen den Felsen des rheinischen Schiefergebirges regelrecht eingezwängt. Für die Rheinschiffer war hier die letzte Möglichkeit, sich stromaufwärts auf die gefährliche Passage an der Loreley vorzubereiten. Folgerichtig wurde St. Goar zur Lotsenstation. Südlich der Stadt am Bankeck-Felsen warnten Warschauer die Kapitäne vor entgegenkommenden Schiffen. Der Rhein windet sich hier in engen Kurven um die Felsen und lässt durch die eingeschränkte Sichtweite und die starke Strömung kaum Zeit für Ausweichmanöver. An die Tradition der Warschauer und Lotsen erinnert heute am Bankeck ein kleines Museum, vor dem diese Schaluppe zu besichtigen ist.

Schaluppe vor dem Lotzen-Museum 

 
Ebenfalls am Bankeck verschwindet die Eisenbahn Richtung Bingerbrück auf Grund der engen Flussschleifen im ersten von drei Tunneln der linken Rheinstrecke. Nach dem Banktunnel folgt hinter der Loreley der Bettunnel und kurz danach noch der Kammerecktunnel. 

Die Stadt St. Goar liegt im Schatten der einstmals größten Burganlage am Mittelrhein, der Ruine Rheinfels. Auch heute noch ist die in großen Teilen zerstört Burg in ihren Ausmaßen beeindruckend. In der Ruine befindet sich heute ein Hotel und das Heimatmuseum der Stadt St. Goar. Das Gelände und Teile der unterirdische Gänge können besichtigt werden.

Burg Rheinfels 

 

Zu St. Goar gehören neben der Kernstadt noch die Stadtteile Biebernheim, Werlau und Fellen sowie - schon gesehen - der Stadtteil "An der Loreley". Bis zur Gebietsreform 1969 war St. Goar Kreisstadt. Bis dahin waren Biebernheim und Werlau noch selbständige Gemeinden. Heute ist Simmern die Kreisstadt im Rhein-Hunsrück-Kreis.  

Wanderer, die durch das Tal der Lohbachs hinter dem Bahnhof aufsteigen, gelangen nach Biebernheim. Der Ort liegt auf über 190 Metern Höhe und kann ebenfalls auf eine lange Geschichte zurück blicken. Bereits im Jahre 820 wurde er urkundlich erwähnt.

Blick auf Bieberheim 

 

Markantestes Bauwerk ist auch in Biebernheim die Kirche. Der barocke Bau wurde auf den Grundmauern einer abgebrannten Kirche im Jahr 1693 errichtet.

Kirche in Biebernheim 

 

Der Dorfplatz des ruhigen Ortes ist neu gestaltet und offensichtlich auch mit dem Bus zu erreichen. Die Biebernheimer haben übrigens in längst vergangenen Tagen kein leichtes Leben geführt. Da der Ort sich vor der Festung Rheinfels befindet, haben sich hier immer die feindlichen Truppen nieder gelassen. Wenn sie abzogen war Biebernheim mal wieder zerstört.

Dorfplatz in Biebernheim 

 

In Biebernheim können Gäste gut im Hotel Rebstock unterkommen.

Hotel Rebstock in Biebernheim (Foto August 2015)

 

Nördlich der Kernstadt von St. Goar fließt der Gründelbach aus dem Hunsrück dem Rhein zu. Er hat ein relativ weites Tal in das Schiefergebirge gegraben. Viele Mühlen säumten einstmals den Gründelbach. Einige davon sind heute noch als Gebäude vorhanden. Beispielhaft sei hier die Mühle der Familie Knab, die heute als Weinstube und Pension dient.

Mühlenschenke 

 

Gegenüber der Mühlenschenke befinden sich in südlicher Lage die Weinberge "Frohwingert" und "Ameisenberg", die von den Winzern der Philipps-Mühle bewirtschaftet werden.

Weinberge im Gründelbachtal 

 

Eine Wanderung durch die Hochfläche nördlich des Gründelbachtals führt den Besucher in den Stadtteil Werlau. Im Jahre 992 kann dieser Ort als "Werelawe" erstmals in einer Urkunden nachgewiesen werden. Lange Zeit waren viele der Bewohner von Werlau in der am Rhein liegenden Erzgrube beschäftigt. Die Förderung in der Grube wurde 1961 eingestellt.

Kirche von Werlau  

 

Dort, wo einstmals die Erzgrube am Rheinufer war, liegt der Stadtteil Fellen. Eine alte Lore erinnert an die alte Bergbautradition. Die Schächte verliefen übrigens unter dem Rhein hindurch bis unter die Höhen der rechten Rheinseite.

Ortteil Fellen 

 

Der Gang am linken Rheinufer Richtung Süden bringt uns wieder in Richtung der Kernstadt von St. Goar. Zunächst kommt der Besucher am Hafen vorbei. Hier liegt die Wasserschutzpolizei vor Anker.

Hafen von St. Goar 

 

In den letzten Jahren wurde viel an Uferbereich des Rheins gearbeitet. Die Wege für Fußgänger und Radler sollen attraktiver gestaltet sein. Dabei erfährt die Durchfahrt der B 9 im Bereich der Kernstadt eine Modernisierung.

Neue Uferpromenade in Richtung Hafen (26. April 2011)

 

Unterhalb der Ruine Rheinfels ist die Jugendherberge nicht zu übersehen. Sie steht auf dem Gelände der ehemaligen Villa Rheinfels.

Jugendherberge 

 

Das politische Zentrum der Stadt, das Rathaus, wurde 1881 erbaut. Es befindet sich zwischen der Bundesstraße 9 und der Heerstraße.

Rathaus 

 

Leider haben die Bürger der Stadt wohl in der Mehrheit eine bessere Verkehrsanbindung mit Auto, Reisebussen und Lastkraftwagen in Sinn. Die Eisenbahn würden sie dagegen lieber heute als morgen aus der Stadt verbannen. Aktuelle wird ein Tunnel für die linke Rheinstrecke geplant, mit dem der Bahnhof oberhalb der Kernstadt entfallen würde.

Werbung für die Rheinquerung am Rathaus (26.April 2011) 

 

Bevor wir uns kurz der Partnerstadt Oberwesel nähern, noch ein Bild von der Stiftskirche während der Turmsanierung im Jahr 2011.

Stiftskirche mit Gerüst (26. April 2011)
 

Mit einer weiteren Perle am Rhein, der Stadt Oberwesel, hat sich St. Goar 1972 zur Verbandsgemeinde St. Goar – Oberwesel zusammen geschlossen. Dieser Zusammenschluss war wohl nicht so ganz freiwillig. Aber dem politischen Druck von ganz oben konnten sich die kleinen Städte und Gemeinden damals nicht entziehen.

Oberwesel ist durch seine nahezu komplett erhaltene Stadtmauer mit seinen zahlreichen Türmen bekannt. Der größte Turm befindet sich unmittelbar neben den Gleisen der linken Rheinstrecke.

Ochsenturm in Oberwesel 

 

Seit ich an meine Anlage plane und baue, war St. Goar häufig Ziel meiner Reisen. Es ist so zu einer Art zweiter Heimat geworden. Ein besonderes Erlebnis stellt für mich einer Fahrt mit dem Zug in „meinem“ Rheinanschnitt dar. Für wenige Sekunden fahre ich dann durch meine Modellbahn. 

Hatte ich bei meinen ersten Besuchen noch den Eindruck einer zurückbleibenden Gegend, so hat sich das Bild in der letzten Zeit zum Positiven gewandelt. In St. Goar wurde ein alter Weinberg unter der Burg Rheinfels wieder angelegt, die Stadtmauer in Teilabschnitten restauriert und ein gut ausgeschildertes System von Wanderwegen angelegt.

Besonders kann ich den Wanderweg von St. Goar Bahnhof bis Oberwesel empfehlen, der entlang des Steilufers auf den Höhen des Hunsrück verläuft. Dabei ergeben sich immer wieder herrliche Ausblicke in Rheintal. 

Wanderwege in St. Goar

 

Zur Zeit wird die Stadtmauer und die Eskarpierung oberhalb des Bahnhofs in Stand gesetzt. Sicher trägt zu dieser Entwicklung bei, dass die UNESCO das Mittelrheintal zum Weltkulturerbe erklärt hat.

Burg Rheinfels 

 
Unter der Burg Rheinfels, direkt am neuen Weinberg, liegt das renovierte "Tusculum", in dem sich die Künstlerfamilie Reusch aber auch Otto Dix durch den herrlichen Blick auf den Rhein zu Bildern inspirieren ließen. 

Wer mit dem Zug St. Goar erreicht, kommt direkt in der Stadtmitte an. Der schöne Bahnhof befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Stiftskirche.

Bahnhofsgebäude von St. Goar

 

Letzte Änderung auf dieser Seite am 29.06.2017.

 

 

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