Fahrplanperiode vom 01.06.bis 27.09.1958

Und was passiert bei der Eisenbahn insbesondere am Rhein?

An der linken Rheinstrecke wird fleißig gearbeitet. Die Elektrifizierung schreitet unaufhaltsam voran.

Im Frühjahr 1958 war die Elektrifizierung der linken Rheinstrecke von Mainz bis Andernach weitgehend abgeschlossen. Der Fahrdraht hing und wurde schon vor der offiziellen Eröffnung unter Spannung gesetzt, um die Technik auszuprobieren und die Lokführerschulung durchzuführen.

Bei der Lokführerschulung wurden die Elektrolokomotiven den Regelzügen beigestellt. Die neuen elektrischen Einheitslokomotiven kamen praktisch frisch aus den Herstellerwerken an den Rhein. Die E 41 trug dabei die blaue Farbgebung, die als Zeichen für den Schnellverkehr vorgesehen war. Dabei betrug die Höchstgeschwindigkeit der E 41 nur 120 km/h. Viel schneller konnte damals aber nur auf wenigen Streckenabschnitten gefahren werden. Alle Einheits-Elektrolokomotiven hatten die großen Einfachleuchten. Das dritte Spitzenlicht war selbstverständlich bei allen neuen Loks Standart.

Die drei Tunnel auf der linken Rheinstrecke, von Nord nach Süd der Bank-, Bett- und Kammerecktunnel, mussten für die Fahrleitung abgesenkt werden. Dazu wurde jeweils ein Richtungsgleis gesperrt, um den Oberbau tiefer zu legen.

Dann am 29.Mai 1958 war es soweit: Der Eröffnungszug rollte von Ludwigshafen Richtung Norden bis nach Remagen und hielt dabei in den Bahnhöfen, wo der Zug von den Honoratioren und den Bewohnern der Orte feierlich empfangen wurde. Geradeso auch in St. Goar, wo die mit Girlanden geschmückte Lok gegen 12.00 Uhr einlief. Noch waren die Bauarbeiten zur Elektrifizierung an der Strecke sichtbar. Restmaterial und frischer Schotter bestimmten das Bild in den Bahnhöfen.

Apropos frischer Schotter: Vielerorts wurde mit der Elektrifizierung auch der Spurplan der Bahnhöfe vereinfacht. Dabei wurden Weichen und Abstellgleise ausgespart, um den Unterhalt der Bahnanlagen nachhaltig zu vermindern.

Laut Fahrplan konnte durch die Elektrifizierung der Strecke etwas Fahrzeit eingespart werden. Der schnellste Zug von Koblenz nach Mainz und umgekehrt brauchten 5 Minuten weniger. Für Eilzüge lag die Zeitersparnis bei 14 Minuten. Im Nahverkehr brachten die Züge von Oberwesel bis nach St. Goar und von Boppart nach St. Goar etwa 1 Minuten weniger.

Da im Sommerfahrplan der Fahrdraht nur bis Andernach unter Strom stand, fand nicht für alle Züge dort ein Lok-Wechsel statt. Dazu hätte die Kapazität der Bahnhofs garnicht ausgereicht. Dieselloks liefen unter Fahrdraht komplett bis Köln durch. Wenn Lok-Wechsel stattfand, dann häufig in Koblenz.

Sicher werden die Anwohner der linken Rheinstrecke den Wechsel der Traktionsart begrüßt haben, denn durch die Dampfloks wurden die Menschen im engen Tal doch durch Ruß und Rauch belästigt. Die frische Wäsche auf der Leine bekam keine schwarzen Stippen mehr. So ganz konnte man sich zunächst aber noch nicht auf die Dampffreiheit verlassen. Nicht alle Züge konnten sofort auf elektrische Traktion umgestellt werden. Im Zweifel blieb auch schon einmal eine Dampflok am Haken. Besonders bei Güterzügen dürfte es noch Durchläufe gegeben haben. Überführungsfahrten von Dampfloks in Werkstätten oder andere Bahnbetriebswerke fanden noch über die linke Rheinstrecke statt.