Kopframpe Bahnhof St. Goar

Hier wurden einstmals schwere Lasten verladen

Eine Kopframpe - auch als Kopfladerampe bezeichnet - gehörte bis in die 80er Jahre zur Standartausstattung eines Bahnhofs. An der Kopframpe konnten schwere und große Lasten auf Flach- oder Rungenwagen leicht verladen werden, indem die Lasten von der Rampe über Bleche direkt über die Stirnseite auf den Güterwagen gefahren werden konnten. Oft gab es die Kopframpe in Kombination mit einer Seitenrampe.

Kopframpe mit Autotransportwagen

Güterbereich St. Goar mit Kopframpe in einer frühen Bauphase

Die Kopframpe in St. Goar ist schon längst Geschichte. Dort wurde wohl aus Platzgründen von vornherein auf eine Seitenrampe verzichtet. In den 80er Jahren wurde im Zuge des Rückbaus der Gütergleise die Kopframpe entfernt. Auf der Rheinmodellbahn bleibt sie erhalten. Allerdings habe ich die Rampe mehrfach überarbeitet. Hier eine alte Variante. Was auf dem Bild schlecht zu sehen ist, betrifft die Form der Rampe. Sie war zur Abfahrt hin sehr schmal. Die Mauer zum Freiladegleis verlief im Boden. Die Proportionen passten nicht. 

Auf dem unteren Bild ist gut zu erkennen, dass ein Flachwagen in der Höhe zur Rampe passt. Die Lücke über die Pufferbohlen an der Stirnseite des Wagens, muss mit geeigneten Hilfmitteln überbrückt werden, um z. B. einen Traktor oder Maschinenteile auf den Wagen zu fahren. 

An der Kopframpe

Unten ist die Rampe mit neu geformter rechter Mauer zu sehen. Die Breite der Auffahrt ist jetzt z. B. für Zugmaschinen ausreichend. Die Flächen der Ladestraße müssen noch der Rampe angepasst werden. Ebenso fehlt noch die Begrünung und weitere farbliche Verbesserung der Kopframpe. Die Bauteile auf der Rampe sind für die Oberleitung vorgesehen.

Die Bohle zum Schutz der Rampe vor Pufferstößen ist aus Echtholz. Unterhalt der Bohle ist eine Aussparung zu erkennen. Es dient zur Aufnahme der Wagenkupplungen, wenn die Puffer direkt vor der Holzbohle stehen. Durch die Begrünung wird diese Vertiefung weitgehend kaschiert.

Aufprallschutz an der Kopframpe

Um die Verladung von Fahrzeugen an der Kopframpe zu ermöglichen, sind Ladehilfen erforderlich. Daher habe ich nach Bildern gesucht, die Ladebleche bei der großen Bahn zeigen. Die Suche stellte sich, was ich nie gedacht hätte, als schwierig heraus. Schließlich bin ich im EisenbahnJournal Exklusiv-Heft 1/2008 "Militärtransporte auf der Schiene" fündig geworden. Auf Seite 17 ist eine Bild zu sehen, auf dem im Vordergrund Bleche liegen, die die Lücke zwischen Rampe und Stirnseite der Flachwagen überbrücken, um einem Panzer die Überfahrt zu ermöglichen.

Auf den nächsten Bildern ist die Anfertigung der beiden Rohlinge zu sehen. Auf dem Flachwagen rechts liegt das Ausgangsmaterial. Das Stück Plastik wurde in zwei Streifen mit den Maßen 25 mm mal 7,5 mm zersägt. Die Rundungen sind durch die Bearbeitung mit einer Feile entstanden.

Rohlinge für Ladebleche

Um die Ladehilfen besser transportieren zu können, sind Öffnungen (2 mm x 1 mm) in das Blech eingelassen. Bei mir sind diese Langlöcher mit einem Bohrer und einer Rundfeile entstanden. Im Original sind die Öffnungen erheblich kleiner. 

Rohlinge für Ladebleche

Die Höhe der Kopframpe gegenüber der Schienenoberkante ist bei mir etwas zu groß. Bei der Deutschen Bundesbahn sollte die Höhe genau 1235 mm betragen (1,235 Meter). Im H0 beträgt das entsprechende Maß 14,2 mm. Auch hier kam zur Korrektur die Feile zum Einsatz.

Bei einer ersten Stellprobe überwacht der Lademeister, wie von einem Schwerlastwagen SSy 45 ein Lkw mit Kurzpritsche (Magirus-Deutz Sirius 85 D 7) auf die Rampe fahren soll.

Stellprobe an der Kopframpe

Hier zwei Vorbildbilder aus Crailsheim, die mir freundlicher Weise zur Verfügung gestellt wurden.

Leider wird bei den Bildern deutlich, dass solche Kopframpen heute kaum noch mehr genutzt werden. Einstmals war in Crailsheim wohl mehr los. Immerhin wurden gleich zwei Kombinationen und Kopf- und Seitenrampe gebaut. In Crailsheim sind die Gleise offensichtlich noch befahrbar, was bundesweit eher die Ausnahme geworden ist.

Ladebleche in Crailsheim

Foto mit freundlicher Genehmigung von CR1970 aus dem Stummi Modellbahnforum

Deutlich sind auf dem unteren Bild die Aussparungen zu erkennen, die bei diesen Ladehilfen parallel angeordnet sind.

Ladebleche in Crailsheim

Foto mit freundlicher Genehmigung von CR1970 aus dem Stummi Modellbahnforum

Die folgenden Bilder sind nach einer weiteren Überarbeitung des Bereichs um die Kopframpe entstanden. Besonders schwierig ist die Begrünung der Flächen. In den Nutzungsjahren des Güterbereichs wurde sicher auf den Bewuchs geachtet. Daher darf nicht zu viel Unkraut zu sehen sein. Später, gut an den Bildern aus Crailsheim zu sehen, haben Pionierpflanzen den Rampenbereich sicher auch in St. Goar erobert.

Ich habe mich für die Nachstellung einer Entladung eines Hanomag-Schleppers entschieden. Er seht noch gesichert auf dem Schwerlast-Flachwagen. Der Lademeister und sein Gehilfe sowie der Fahrer der Zugmaschine sind gerade dabei, die Entladung vorzubereiten.

Szene an der Kopframpe

Der Hanomag R 55 wurde ab 1955 in Hannover gebaut. Dieses Fahrzeug hat als Zusatzausrüstung eine Seilwinde am Heck. Es könnte für die ausgedehnten Staatsforsten auf den Höhen des Hunsrücks bestimmt sein.

Die Begrünung habe ich nur sehr dezent vorgenommen. Auf der Kopframpe sind neben den beiden Bahnarbeitern nur zwei Gegenstände platziert: Ein Hemmschuh und ein kurzer Doppel-T-Träger. Auf allen Bildern, die ich aus den Güterbereichen der Bahn in den 50er bis 80er Jahren gefunden habe, wirken die Anlagen sehr sauber und aufgeräumt.

Szene an der Kopframpe

Der Flachwagen wurde mit Pinsel und Plakafarben leicht gealtert. Der Magirus-Deutz Sirius 85 D 7 ist dem Kohlenhandel am Bahnhof zugeschlagen worden. Er wurde mit einer Ladung "schwarzem Gold" versehen. Nummernschilder und Rücklichter lassen das Modell gleich natürlicher wirken. An dem Fahrzeug muss lediglich noch die Aufschrift auf den Türen überklebt werden. Der Kohlenhandel "Knapp" am Bahnhof von St. Goar hat das Fahrzeug vom Gaswerk der Stadt Schweinfurt erstanden und noch nicht mit seiner Werbung ausgestattet.

Nach eingehender Prüfung der mir zur Verfügung stehender Literatur und einer Internet-Recherche, habe ich das Fahrzeug auf dem Flachwagen mit zusätzlichen Keilen und Ketten gesichert. Ich denke, dass die Ladung so den Bestimmungen der Deutschen Bundesbahn entsprochen hat. Die Kettenspanner sind schon leicht gelöst. Dadurch hängen die Ketten etwas durch.

Szene an der Kopframpe

Die beiden Ladearbeiter sind unter Aufsicht des Lademeisters gerade dabei, die Überfahr-Bleche auf den Flachwagen zu schieben. Zum Lösen der Holzverkeilung stehen den Arbeitern eine Hacke und ein schwerer Hammer zur Verfügung.

Szene an der Kopframpe

Auf dem Detailfoto ist deutlich die Arbeitsteilung zu erkennen. Der Lademeister hat demonstrativ die Hände in den Kitteltaschen, während der eine Ladearbeiter das schwere Blech auf den Flachwagen wuchten muss.

Lademeister mit Gehilfe

Der zweite Arbeiter hält den Hammer bereit, um das Blech in die richtige Lage zu bringen und anschließend die Keile zu lösen.

Szene an der Kopframpe

 

Die Ketten sind grundsätzlich über Kreuz zu verspannen. Die Fotos zeigen, dass auf beiden Fahrzeugseiten die Vorschriften eingehalten wurden.

Schwerlastwagen mit Hanomag R 55

Mit den beschriebenen Arbeiten ist die Gestaltung der Kopframpe für das Modelljahr 1958 zunächst, bis auch kleine Farbkorrekturen an den Figuren, abgeschlossen.

Autoentladung an der Kopframpe

Sehr unwahrscheinlich ist die Entladung von Neuwagen in den 60er Jahren in St. Goar. Es soll allerdings die Zustellung einzelner Autotransportwagen an kleineren Bahnhöfen gegeben haben.

VW 1600 für den Mittelrhein

 

Letzte Änderung am 03.12.2012.

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