Zwischen Köln und Mainz am Rhein entlang
Die linke Rheinstrecke führt seit 1859 über 185 Kilometer Streckenlänge von Köln-Deutz über Koblenz und Bingen bis nach Mainz. Auf ihr rollte bis zur Eröffnung der Neubaustrecke Köln - Frankfurt/M, die quer durch Westerwald und Taunus trassiert wurde, der hochwertige Reisezugverkehr. Während die Strecke von Köln bis Koblenz eher etwas weiter vom Rhein entfernt verläuft, können die Reisenden zwischen Koblenz und Bingen das romantische Rheintal aus den Zugfenstern sehr gut überschauen. In diesem Abschnitt ist die parallel verlaufende rechte Rheinstrecke nahezu immer gut im Blick. Dort fahren zu bestimmten Hochzeiten die Güterzüge im Blockabstand vorbei.
Die Streckenkarte zeigt, welche Stationen entlang der Magistrale liegen und wo Haupt- und Nebenstrecken abzeigen.
Auch heute fahren noch einige internationale Züge in Richtung Schweiz und Österreich bzw. den Niederlanden über die historische Trasse der linken Rheinstrecke, die schon der legendäre "Rheingold" ab 1928 befahren hat. Die ganz weiten Ziele sind allerdings selten geworden. Kein Zug fährt mehr direkt bis Athen, Rom oder Ventimiglia. Schade!
Dennoch kann eine Fahrt entlang des Mittelrheins - die Schiffer nennen den Flussabschnitt "Bergstrecke" - faszinieren. Schließlich brachten die herrschaftlichen Schlösser, trutzigen Burgen und sagenumwobenen Felsen der Landschaft den Titel "Weltkulturerbe" ein. Zahlreiche Bahnstrecken führen meist an den Nebenflüssen des Rheins entlang in die Eifel oder den Hunsrück.
Doch beginnen wir unser Fahrt in der bedeutensten Stadt am Rhein: Köln.
Von Köln nach Mainz - Impressionen entlang der linken Rheinstrecke
Köln
Die Schokoladenseite von Köln
Foto: Jürgen Pasedag
Wie es zur schönsten deutschen Eisenbahnstrecke nicht besser passen kann, steht am Anfang die mächtigste Rheinquerung über die Hohenzollerbrücke in Köln auf dem Programm. Wäre die deutsche Geschichte vielleicht etwas anders verlaufen, wer weis: Köln die Hauptstadt der Bundesrepublik? Doch Adenauer brachte seine Heimatstadt nicht zu solcher Ehre. Das kleine Bonn - natürlich an der linken Rheinstrecke - machte zunächst das Rennen.
Lange bevor die erste Eisenbahnbrück an dieser Stelle den Rhein überspannte, hatte Köln 1856 den ersten Bahnhof bekommen, die über Neuss nach Krefeld führte.1855 gab es schon vier Bahnhöfe, die allerdings untereinander nicht über Gleisverbindungen verfügten. So war das Umsteigen so umständlich wie heute noch in Paris oder London. Erst am 3. Oktober 1859 wurde Dombrücke vom späteren Kaiser Wilhelm I. eingeweiht.
Hohenzollernbrücke in Köln Richtung Deutz
Hohenzollernbrücke Richtung Hauptbahnhof
Foto: Jürgen Pasedag
Auf der Hohenzollernbrücke bei Nacht
Foto: Jürgen Pasedag
Über diese Brücke zu fahren, ist immer wieder ein erhabener Moment. Von der "schäl Sick" führen die Schienen direkt auf den Kölner Dom zu, bevor sie in einem scharfen Knick von den Doppeltürmen ausweichen. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Rheinbrücke wurde zunächst mit einer zweigleisigen Bogenbrücke wieder aufgebaut. Inzwischen liegen drei zweigleisige Bogenbrücken einträchtig nebeneinander. Die linke Bogenbrücke wurde zuletzt gebaut und dient dem S-Bahn-Verkehr, der im Mai 1991 aufgenommen werden konnte. Die moderne Schweißkonstruktion passt sich zum Glück an die älteren Fachwerk-Bogenbrücken an.
Nordostkopf des Kölner Hauptbahnhofs
Die Bahnhofshalle hat eine filigrane Verlängerung bekommen. In den 50er Jahren wurden zunächst einfache Bahnsteigüberdachungen gebaut, die eine vierschiffige Überdachung ersetzte.
Erweiterung der Bahnhofshalle
Gleisvorfeld bei Nacht
Foto: Jürgen Pasedag
Die Haupthalle ist trotz ihres Alters nach wie vor imposant. Im Kerne ist es die Konstruktion mit einer Spannweite der Haupthalle von fast 64 Metern aus dem Jahre 1894.
Bahnsteighalle
Die Höhe von 24 Metern ist der Bahnsteighalle kaum anzusehen.
Teilansicht Bahnsteighalle
Allerdings ist das alte Empfangsgebäude aus dem Jahre 1894 nach den Kriegszerstörungen eher nüchtern neu gebaut worden. Der Zweckbau wurde 1959 eröffnet.
Haupteingangsbereich des Kölner Hauptbahnhof
Remagen und Ahrtalstrecke
In Remagen beginnt die Ahrtalstrecke, die heute bis Ahrbrück führt und 29 Kilometer lang ist.
Bahnhofgebäude von Remagen (Foto: 11. Mai 2013)
Der Bau der Strecke begann 1880. Im Jahr 1888 konnte der Endpunkt Adenau erreicht werden. Pläne, die Linie über Adenau weiter zu bauen, wurden nicht verwirklicht. Jedoch wurde 1912/13 aus militärischen Gründen die Ahrtalbahn ab Dümpelfeld bis Lissendorf verlängert. Dort traf die Strecke auf die Eifelbahn Köln- Ehrang. In Hillesheim zweigte nach Süden die Strecke nach Pelm an der Eifelbahn ab. Dort gab es sogar ein viveauungleiche Einfädelung in die zweigleisige Hauptstrecke. Eine weitere Strecke zweigte von der Linie nach Lissendorf in Ahrdorf ab. Auf ihr wurde Blankenheim (Wald) - ebenfalls an der Eifelbahn - erreicht. Noch vor dem 1. Weltkrieg konnte der zweigleisige Ausbau der Ahrtalbahn zwischen Remagen und Liers abgeschlossen werden. So konnten die Aufmarschpläne der Armee im Westen schneller umgesetzt werden. Der Bahnhof Kreuzberg wurde noch im Krieg erheblich erweitert. Es entstand ein großes Bahnbetriebswerk mit einer 20-Meter-Drehscheibe und Ringlokschuppen. Im Bahnhof lagen bis zu 14 Gleise nebeneinander. Rund 100 Eisenbahner fanden dort zu den besten Zeiten eine Beschäftigung.
Kurz vor Remagen wurde die Ahrtalbahn über die Ludendorff-Brücke mit der rechten Rheinstrecke verbunden. Auch diese Baumaßnahme hatte militärische Gründe, wobei die Verbindung erst nach dem 1. Weltkrieg fertig wurde. Weiter Verlängerungen und Anschlussbahnen kamen über die Anfänge und Planungen nicht hinaus. Dazu trugen auch die strengen Auflagen der Siegmächte bei, die leistungsstarke Strecken Richtung Westen verhindern wollten. Besonders deutlich werden die Ausbaupläne zwischen den Weltkriegen bei Ahrweiler. Dort war eine Strecke von Neuß über Erftstadt und Rheinbach bis ins Ahrtal in Bau, die die linke Rheinstrecke entlasten sollte. Seit 1923 steht über der Stadt am Hang die Ruine einer unvollendeten Brücke mit ihren 10 Pfeilerstümpfen. Die Strecke liegt dort 100 Meter über dem Niveau der Ahrtalbahn. Bis Rech sollte die Rampe reichen. Auch ein langer Tunnel ist weitgehend fertig geworden. Von Rech aus sollen die Gleise bis in den Tunnel schon befahrbar gemacht worden sein, als der Tunnel als Produktionsstätte für Waffen dienste.
Im Zweiten Weltkrieg war die Ahrtalbahn Ziel alliierter Luftangriffe. Beim Rückzug der deutschen Truppen gingen wichtige Bahnanlagen durch Sprengungen der Pioniere verloren. So war die Strecke erst 1951 wieder durchgängig befahrbar. Die Ludendorff-Brücke bei Remagen ging nach ihrer wichtigen Rolle beim Rheinübertritt der Amerikaner nach 10 Tagen Dauerbelastung verloren. Sie wurde nicht wieder aufgebaut.
Nach den ersten Jahren regen Betriebs, folgte schon bald der Niedergang. 1985 fuhren die Züge von Remagen aus nur noch bis Kreuzberg (Ahr). 1996 kam das komplette Aus für den Güterverkehr. Jedoch der Bahnhof Brück (Ahr) wieder angefahren. Die Station hat eine Umbenennung in Ahrbrück erfahren. Heute ist die Ahrtalbahn bis Walporzheim zweigleisig.
Bis Ende der 90er Jahre wurde der Personenverkehr mit Diesellokomotiven der Baureihen 213 und 215 gefahren. Dahinter liefen Bn-Wagen. Auch der Talent 628 der DB AG wurde eingesetzt. Seit Ende 2000 sind BR 643 und 644 im Einsatz. Jede Stunde und Richtung fährt ein Zug. Bei Weinfesten und am Wochenende wird der Takt verdichtet. Die Kursbuchnummer der Strecke lautet 477. Die Regionalbahn-Linie 30 wird von Ahrbrück über Remagen hinaus teilweise bis Bonn verlängert.
Die Ahrtalbahn ist äußerst reizvoll und rund um Mayschoß, einem kleinen Weinort unterhalb der Burgruine Saffenburg, besonders interessant. Dort befinden sich zahlreiche Tunnel und Ahr-Brücken. In diesem Abschnitt war die Strecke zweigleisig. Auf dem stillgelegten zweiten Gleis befindet sich heute ein Radweg, der im Jahr 2013 vor Altenahr weiter ausgebaut wurde.
Hier einige Impressionen aus dem Ahrtal mit Schwerpunkt Eisenbahn.
Die Apollinaris-Kirche ist das Wahrzeichen von Remagen. Dort beginnt die Ahrtalbahn, die noch über alte Formsignale und Telegraphenmasten verfügt.
Apollinaris-Kirche
Wie in den 50er Jahren stehen Vorsignale mit Scheibe und Zeiger an der Ahrtalbahn.
Form-Vorsignal
Ahrweiler
Einer der schönsten Orte an der Ahr ist Ahrweiler. Nahezug eine komplette Stadtmauer mit deren Stadttoren ist erhalten geblieben.
Stadttor Ahrweiler
Die größte Kirche in Ahrweiler: St. Laurentius
Kaum zu glauben: In Ahrweiler gibt es noch einen laden, der Märklin-Eisenbahnen anbietet.
Märklin-Laden in der Altstadt von Ahrweiler
Von der Ahrtalbahn ist die gewaltige Klosteranlagen Calvarienberg gut zu sehen.
Kloster Calvarienberg bei Ahrweiler
Der Bahnhof von Ahrweiler Markt ist nichts für mobilitätsbeeinträchtigte Menschen. Ein Ticketautomat befindet sich nur am Bahnsteigzugang der Stadtseite.
Bahnhof Ahrweiler Markt
Marienthal
Immer wieder wechselt der Zug die Uferseiten der Ahr über schöne Stein- und Stahlbrücken. Das zweite Gleis der ehemals zweigleisigen Strecke ist in der Regel über separate Brücken geführt. Darauf verläuft heute der Ahrtalradweg.
Alte Eisenbahnbrücke bei Marienthal mit BR 643
Dernau
Flügelsignale bestimmen das Bild im Bahnhof Dernau. Immerhin ist der Rückbau der Streckengleise hier nicht aktiv gewesen. Eine Zugkreuzung ist möglich.
Ausfahrtsignal in Dernau
Zwischen Dernau und Rech ist ein Dieseltriebwagen der DB AG unterwegs. Häufig in Doppeltraktion.
Zwischen Dernau und Rech
Schöne Nebenbahn-Atmosphäre ist entlang der Strecke immer wieder zu bewundern.
Hp1
Rech
Ab dem Haltepunkt Rech beginnt der spannende Teil der Ahrtalstrecke. Das Tal wird deutlich enger und die Tunnelstrecke beginnt.
Die "schöne moderne Bahn" zweigt sich in Rech
Den Bergrücken mit der Ruine der Saffenburg wird von zwei Tunnelröhren der Ahrtalbahn durchbrochen.
Zufahrt in den Saffenbergtunnel
Die zweite Tunnelröhre kann seit 1999 zu Fuß und mit dem Fahrrad durcheilt werden. Der Tunnel ist 119 Meter lang. Für ausreichende Beleuchtung ist gesorgt.
Saffenbergtunnel
Auf der anderen Seite des Saffenbergtunnel liegt der Bahnhof, oder besser der Haltepunkt Mayschoß. 1977 wurde der ehemalige Bahnhof auf ei Gleis reduziert.
Nicht nur an den Hängen der Berge, sondern sogar auf dem Bahnsteig wird Wein angebaut.
Bahnsteig in Mayschoß
Der Bahnhof von Mayschoß wurde im Jahr 2000 restauriert. Darin befindet sich heute das sehr nette Lokal "Bahnsteig 1". Dort wird Feines aus Küche und Wingert geboten. Den Eisenbahn-Freunden werden zahlreiche Fotos aus der guten alten Zeit der Ahrtalbahn präsentiert. Die Theke ist einer Dampflok nach empfunden. Sogar Eisenbahnmodelle sind in einer Vitrine zu betrachten. Trotz der Eisenbahn-Anklänge fühlt sich sicher auch eine Gast wohl, der wenig mit Zügen und Loks zu tun haben möchte.
Bahnhofslokal Bahnsteig 1
Näheres zu "Bahnsteig 1" hier: www.genussbahnhof.de
Noch ein spannender Teil der Ahrtalbahn liegt vor den Fahrgästen der Regionalbahn. Bis zum nächsten Bahnhof in Altenahr werden vier Tunnel und zwei Brücken befahren.
Ausfahrt in Mayschoß
Schon etwas außerhalb vom Ortskern Mayschoß liegt das Hotel Lochmühle. Vom Frühstücksraum haben die Gäste einen schönen Blick auf die Ahr. Auf dem folgenden Bild ist eine Unterführung zu sehen, die mir merkwürdig vorkam. Nach dem Kurzurlaub und der anschließenden Beschäftigung mit der Ahrtalbahn, wurde mir die Bedeutung der Unterführung bewusst. Vor und im Ersten Weltkrieg wurden umfängliche Veränderungen an der Strecke vorgenommen. So lief etwa bis 1912 die Ahrtalbahn hinter dem Bahnhof Mayschoß Richtung Altenahr an der Lohmühle vorbei. Die Unterführung und der Einschnitt im Gelände Richtung Laach sind noch zu erkennen. Von der alten Ahrbrücke direkt an der Mühle ist jedoch kein Rest mehr zu erkennen.
Gasthaus und Hotel Lochmühle
Nicht nur mit Bahn oder Fahrrad ist das Ahrtal ein Erlebnis. Auch die Wanderwege sind sehr zu empfehlen. Teilweise verläuft der Weg abseits von Bahn und Straße durch Flussschleifen. Durch die Weinberge führt der bekannte Rotwein-Wanderweg.
Wanderweg bei Reimerzhoven
Das ehemalige zweite Gleis der Strecke wird in einen Radweg verwandelt. Aufwendig wird dabei der Hang gesichert. Im Frühling 2013 waren die Bauarbeiten für den Radweg noch in vollem Gange. Züge, die auf der etwas oberhalb gelegenen Bahntrasse Richtung Ahrbrück gefahren sind, habe schon den Laacher-, Reimerzhover- und Krähhardt-Tunnel hinter sich gelassen.
Neuer Teil des Ahrradwegs
Kurz vor Altenahr wird es dann noch einmal richtig spannend. Hinter der Ahrbrücke wird im Engelsley-Tunnel der gleichnamige Berg durchfahren. Nach nur 66 Metern folgt eine weitere Brücke über die Ahr. Mit dieser aufwendigen Trassierung wurde eine längere Strecke entlang einer Flussschleife vermieden.
Eingerüstete Ahrbrücke
Altenahr
Hoch über Altenahr liegt die Burg Are auf der Engelsley. Aus einer hoch aufragenden Steilwand führen die Bahntrassen zunächst über die B 267 und dann über die Ahr.
Tunnelportale und Ahrbrücken bei Altenahr
Für den Ahrradweg wird die nicht mehr befahrene Bahntrasse im Frühjahr 2013 befahrbar gemacht. Besonders gesichert ist die Ausfahrt aus dem Tunnel gegen Steinschlag.
Gegen Steinschlag gesichertes Tunnelportal
Für die B 267 ist durch die Engelsley ebenfalls ein Tunnel gebaut worden. Dadurch wird die Ahrschleife vom Verkehr komplett entlastet. Das Gebiet steht unter Naturschutz. Wanderer können dort ein Stück halbwegs unberührte Natur erleben. Am Eingang zu Altenahr fällt das markante Gebäude der Winzer aus Altenahr auf.
Gebäude des Winzervereins
Die Bahnhofsgebäude an der Ahrtalbahn gleichen sich teilweise im Baustil. In Altenahr ist ähnlich wie in Mayschoß eine Einkehr möglich.
Am Bahnsteig von Altenahr
Etwas abseits des Ahrtals liegt oft sehenswerte Orte und Gebäude. So die Burg Vischel im Vischelbachtal etwa zwei Kilometer Luftlinie von Altenahr entfernt. Der Karl-Kaufmann-Weg führt zu diesem Kleinod.
Burg Vischel
Brohl und Brohltal-Eisenbahn
In Brohl zweigt von der linken Rheinstrecke eine Schmalspurbahn mit der Spurweite 1000 mm ab. Die 24 Kilometer lange Bahnlinie verlief ab 1902 bis Kempenich. Heute ist bei Kilometer 17,6 in Engeln Endstation. Direkt am Rhein befinden sich die Bahnhöfe Brohl Hafen und Brohl Umladebahnhof. Zwischen Oberzissen und Engeln gab es bis 1934 einen Zahnstangenbetrieb mit dem System Abt. Auf der Strecke findet heute noch Güterverkehr statt. Dabei wird Phonolith (Vulkangestein) aus einem Steinbruch zum Bahnhof Brohl Hafen gebracht. Die Brohltal-Schmalspureisenbahn Betriebs-Gesellschaft (BSBG) führt Fahrten im Touristikverkehr durch.
Eine Besonderheit ist das Dreischienengleis zwischen Brohl und Brohl Hafen.
Andernach und Eifelquerbahn
In Andernach zweigt die Eifelquerbahn ab. Die Strecke ist 94,2 Kilometer lang und endet in Gerolstein. Der erste Abschnitt der Eifelquerbahn wurde am 1. April 1878 bis Niedermendig eröffnet. Ab 15. Mai 1895 war die Bahn durchgehend befahrbar. Auch für diese Strecke kam der Niedergang auf Raten. 1991 wurde der Personenverkehr von Meyen West bis Gerolstein eingestellt. Nachdem die transregion den Betrieb übernommen hatte, wurde im Jahr 2000 der Betrieb bis Kaisersesch wieder aufgenommen. Ab 2005 konnte im Touristik-Verkehr sogar wieder Gerolstein erreicht werden. Die Vulkan-Eifel-Bahn (VEB) hat diese Verkehre durchgeführt. Jedoch haben "Schwarze" und die "Bürgerunion" Vulkaneifel im Kreistag Vulkaneifel dafür gesorgt, dass die Strecke nicht weiter betrieben werden kann.
Ebenso wie die Ahrtalbahn hatte auch die Eifelquerbahn weitere Anschlussstrecke. In Daun zweigte eine Strecke nach Wittlich ab. In Mayen konnten die Fahrgäste nach Münstermaifeld oder Koblenz-Lützel umsteigen. In Polch trennten sich die beiden Strecken.
Bis Mendig ist die noch befahrene Strecke zweigleisig. Die Kursbuchnummer lautet 478. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt sogar 120 km/h.
Bei Monreal liegt der 185 Meter lange Monreal-Tunnel und der 429 Meter lange Geisbüsch-Tunnel. Von dort kommen auch meine bisher einigen Bilder von der Eifelquerbahn, die ich jedoch noch mit den roten Schienenbussen von Andernach bis Gerolstein befahren durfte.
Der Monrealtunnel mit der Löwenburg-Ruine
Bei der oben angesprochenen Fahrt war ich absolut begeistert von der Situation oberhalb von Monreal. Direkt unter der Burg kommt der Zug aus dem Tunnel. Genau wie der Ort selbst, wurde auch die Löwenburg 1229 erstmals urkundlich erwähnt. 1632 und 1689 zerstörten zunächst schwedische und dann französische Truppen die Burg.
VT 628 auf der Fahrt nach Kaisersesch
Mittel durch den romantischen Ort sprudelt der Elzbach, der bei Müden in die Mosel fließt. Unterhalb der Löwenburg liegt die Philippsburg, von der ebenfalls nur Reste zu sehen sind. Immerhin ragt noch ein Turm aus der Ruine auf.
Philippsburg oberhalb von Monreal
Der Ort wurde dank seiner herrlichen Lage und der historischen Bausubstanz häufig als Filmkulisse gewählt. Mit der Eisenbahn haben die Touristiker vor Ort allerdings nicht am Hut. Eine Anreise mit der Bahn kommt für sie nicht betracht. Den Autofahrerinnen und Autofahrern wird lediglich der Parkplatz am Bahnhof empfohlen.
Schade, dass die Bahn nicht den Ort links liegen lässt und einfach durchfährt. Aber seien wir dem alten Königsberg, denn so wird der Ortname "Mons regalis" übersetzt, gnädig. Im Jahr 1229 gibt es die erste urkundliche Erwähnung des rund 840 Einwohner zählenden Städtchens.
Blick von einer der drei Steinbrücken über den Elsbach
Koblenz
Ein wichtiger Bahnhof der linken Rheinstrecke ist zweifellos Koblenz. Dort wird die Mosel, einer der großen Nebenflüsse des Rheins, überquert. Etwas südlich von Koblenz mündet rechtrheinisch die Lahn in den Strom. Beide Flusstäler wurden für den Bahnverkehr genutzt. Koblenz entwickelte sich daher zu einem Eisenbahnknotenpunkt mit zwei großen Strombrücken, die rechte und linke Rheinstrecke verknüpfen.
Modelmündung mit "Deutschen Eck"
Boppard und Hunsrückbahn
Bevor auf der Fahrt nach Süden Boppard Hbf erreicht wird, fahren die Züge eine lang gestreckte Kurve unterhalb der Bopparder Hamm entlang. Oberhalb der Strecke ziehen zieht sich dort ein großer Weinberg hin. Eine Zufahrt zu den Rebflächen haben die Winzer über einen beschranken Bahnübergang.
Bahnübergang an der Bopparder Hamm
Boppard ist der wichtigste Bahnhof zwischen Koblenz und Bingen. Nachdem der Haltepunkt Boppard-Süd eingerichtet wurde, hat der alte Bahnhof Boppard den Zusatz Hauptbahnhof (Hbf) erhalten.
In Boppard zweigt eine der vielen Nebenstrecken der linken Rheinstrecke ab. Hier ist es die Hunsrückbahn. Die Strecke ab Boppard für noch bis Emmelshausen. Für den Schülerverkehr wurde mit Boppard-Süd der besagte neue Haltepunkt geschaffen. Die Nebenbahn führte übrigens einst bis nach Simmern.
Lange Alttag auf der Nebenstrecke: Großdiesellok
Die Kursbuchstrecke 479 (Hunsrückbahn) gehört zu den steilsten Strecken der Bahn. Bis 1931 gab es dort einen Zahnstangenbetrieb nach dem System Abt. Durch fünf Tunnel und über zwei Viadukte werden die Höhen des Hunsrück erreicht.
Baureihe 218 auf der Steilstrecke
Am Nordkopf der Bahnhofs ist links gut die Steilstrecke nach Emmelshausen zu erkennen. Zwischen den Gleisen befindet sich heute (aktuell 2013) die Werkstatt des Verkehrsunternehmens Rhenus Veniro. Mit deren Fahrzeugen wird die Strecke Boppard-Süd - Emmelshausen bedient.
Den Bergrücken auf dem folgenden Bild können Touristen bequem mit dem Vierseenblicklift erreichen.
Hunsrückbahn und linke Rheinstrecke
In früheren Jahren war Boppard D-Zug-Halt und später auch InterRegio-Halt. Im Jahr 2013 kann Boppard in zeitlicher Tagesrandlage mit einem IC erreicht werden. So bestimmen heute Regionalbahn und Regionalexpress das Zugangebot der ehemals freien Reichsstadt mit seinen Wurzeln aus der Römerzeit am Rhein.
IC-Durchfahrt in Boppard
Boppard Hbf verfügt über einen Hausbahnsteig und einen Mittelbahnsteig. Das Bahnhofsgebäude ist zu Gunsten einer Straße abgerissen worden.
Bahnsteige in Boppard Hbf
In Boppard kann die Rheinseite über eine Fähre gewechselt werden. Diese Möglichkeit kann für Bahnkunden durchaus interessant sein, ergeben sich dadurch schnelle Verbindungen zu Zielen an der rechten Rheinstrecke. Allerdings ist ein kleiner Fußweg zum Bahnhof Filsen erforderlich.
Fähre Boppard - Filsen
St. Goar
Der einstige D-Zug-Halt in St. Goar ist längst Vergangenheit. Heute halten dort nur noch Nahverkehrszüge an.
Bahnsteig in St. Goar
Die linke Rheinstrecke zieht sich hinter der Nordstadt und dem Hafen bis nahe an der Rhein heran. In der Regel verläuft die Bundesstraße 9 zwischen Eisenbahnstrecke und Strom.
Bahntrasse durch die nördliche Kernstadt
Trotz der Schnellfahrstrecke Köln - Frankfurt/M fahren auch ICE-Züge auf der linken Rheinstrecke. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt in St. Goar allerdings nur 80 km/h.
ICE bei der Durchfahrt in St. Goar
Ein EC Richtung Süden (Foto Oktober 2012)
Das Nordportal des Bettunnels ist von den Höhen auf der rechten Rheinseite noch gut zu erkennen. Zum Schutz vor Hochwasser wurde die Bahntrasse so hoch angelegt, dass eine Überflutung der Gleise in diesem Abschnitt noch nicht gemeldet wurde.
Einfahrt in den Bettunnel
Zwischen St. Goar und Oberwesel
Hoch über dem Rheintal liegt der Ort Urbar. Er gehört zur Stadt Oberwesel. Östlich davon befindet sich ein Abschnitt der linken Rheinstrecke, der es mir besonders angetan hat. Zwischen Bett- und Kammerecktunnel befindet sich ein kurzer Streckenteil, den ich maßstabsgerecht nachgebaut habe.
Blick auf das Kammereck-Tunnel Nordportal (Zustand 2013)
Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Thomas Urban
Bacharach
Einer der schönsten Weinorte am Mittelrhein ist natürlich auch mit der Eisenbahn zu erreichen. Dort ist sogar eine Überholung möglich, denn der Bacharach hat noch ein drittes Bahnhofsgleis.
Bei der Ausfahrt aus Bacharach ist ein ICE zu sehen (Frühjahr 2013)
Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Thomas Urban
Bingen (Rhein)
Der schönste Abschnitt der linken Rheinstrecke auf der Fahrt nach Süden endet in Bingen. Dort wurden die alten Bahnhofsbezeichnungen 1993 geändert. Aus Bingerbrück wurde Bingen (Rhein) Hauptbahnhof und aus Bingen wurde Bingen-Stadt. Für viele Eisenbahnfreunde ist Bingen Hbf allerdings im Geiste Bingerbrück geblieben. So auch für mich, zumal die Betrachtung bei Rheinmodellbahn mit dem Ende der Deutschen Bundesbahn ebenfalls 1993 endet.
Direkt hinter dem Bahnhof führt die linken Rheinstrecke über eine Brücke, die die Nahe kurz vor der Mündung in den Rhein überspannt. Die Gleis- und Bahnhofsanlagen sowohl in Bingerbrück als auch in Bingen haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Besonders die Landesgartenschau 2008 trug dazu bei. Große Teile der ehemaligen Bahnanlagen wurden zu Grünflächen umgestaltet.
Die Bedeutung Bingerbrücks lag und liegt in der Tatsache begründet, dass dort die wichtige Strecke nach Bad Kreuznach abzeigt. Diese Strecke mit der Kursbuchnummer 672 teilt sich in Bad Münster am Stein in einen Ast nach Saarbrücken (KBS 680) und einen Ast nach Kaiserslautern/Neustadt (Weinstraße) auf. Der Ast Richtung Kaiserslauern/Neustadt behält die Kursbuchnummer 672 bis Hochspeyer, wo die Strecke auf die Magistrale Ludwigshafen - Saarbrücken trifft.
Nordkopf Bingerbrück mit Resten vom Ablaufberg
Markantes und oft fotografiertes Eisenbahn-Motiv ist das Reiterstellwerk Bingerbrück Kreuzbach Bkb. 1986 wurde es nach 60 Jahren Betrieb stillgelegt.
Reiterstellwerk Bkb in Bingerbrück
Letzte Änderung auf dieser Seite am 10.08.2016.